HISTORIE
2015 schrieb ich den ersten Blogbeitrag zum Thema Blockchain & Kunst für die britische ThinkTank Kommunikationsplattform furtherfield. Es ging um die Themen Copyright im Zeitalter des Copy & Paste, Transparenz im Kunstmarkt und Blockchain.
Künstler wie Aram Bartholl, die sich mit digitalen Themen auseinandersetzen, durchdachten damals bereits die Möglichkeiten der Blockchain für die Kunst oder setzten wie Stephan Vogler in Zusammenarbeit mit einer deutschen Anwaltskanzlei intelligente Synergien frei (BLOGnews).
Das enorme Potenzial für die Ausgabe von Vermögenswerten auf Blockchains, ausgehend von der Meme Kultur, war bereits bekannt (-> history). Die eingeschränkte Funktion der Bitcoin Blockchain wurde 2014 durch die Peer-to-Peer-Finanzplattform Counterparty in eine formbare Blockchain mit verteiltem Open-Source-Internetprotokoll erweitert. Counterparty ermöglichte als erste Plattform den Handel mit digitalen Vermögenswerten, hatte eine dezentrale Börse und sogar einen eigenen Krypto-Token (XCP.)
Gehandelt wurden Spielkarten bis hin zu den beliebten Rare Pepes, die durch das Meme „Pepe der Frosch“ zum Leben erweckt wurden. Und schon damals zeichnete sich ab, dass eine Gruppe von Computer Nerds Besitz von einzigartigen digitale, Objekte erlangen wollte.
2017 gingen mit den CryptoPunks die ersten NFTs online. Im selben Jahr wurden NFTs mit CryptoKitties zum Mainstreamphänomen. Der Handel verlagerte sich bald und zunehmend auf die benutzerfreundlichere Ethereum Blockchain.
Seitdem überschlagen sich die Ereignisse.
MARKT
2018 und 2019 erfuhr das NFT-Ökosystem ein massives Wachstum durch neue Projekte und florierende Marktplätze, damals federführend mit OpenSea und SuperRare. Neu entwickelte digitale Geldbörsen (wallets) wie MetaMask erleichterten den Einsteg in die NFT Welt. Informationen und Statistiken über den NFT-Markt wie nonfungible.com schufen Vertrauen und Transparenz.
2020 verzeichnete die weltweit größte NFT-Handelsplattform OpenSea ein Handelsvolumen von 21 Millionen US-Dollar. Im August 2021 beträgt das Transaktionsvolumen auf OpenSea bereits mehr als 3 Mrd. US-Dollar.
Kritiker sprechen nach wie vor von einer Blase und von Spekulation.
Tatsache ist: der NFT-Sektor befindet sich weiterhin in einer exponentiellen Wachstumsphase mit einem mittlerweile Horrror an Möglichkeiten, auch wenn der Großteil der Menschheit noch nie etwas von NFTs gehört hat.
Für Interessierte, hier einiges Basics zum Einstieg:
NFT (NON-FUNGIBLE-TOKEN)
Ein non-fungible Token ist ein nicht austauschbarer und somit einzigartiger digitaler Vermögenswert. Vermögenswerte wie Bitcoin dagegen sind fungibel, was bedeutet, dass alle Bitcoins gleich und vollständig austauschbar sind. Die mit einer Blockchain verbundenen Technik wird genutzt, um digitale Assets als Unikate anzubieten. Auch digitale Kunstwerke können dadurch in eigenständig handelbare virtuelle Güter verwandelt werden, was bis dato nicht möglich war. Die Analogie zu NFTs im nicht-digitalen Raum wäre die Mona Lisa. Auch sie ist 99% viral, existiert aber nur einmal als Original.
SMART CONTRATCS
Das Urheberrecht von digitalen Vermögenswerten bleibt unberührt. Das System von NFTs basiert auf Lizenzverträgen unter Nutzung der Blockchain Technologie. Die am häufigsten für NFTs genutzte Blockchain ist Ethereum (Stand September 2021). Alle Werke werden mit einer elektronischen Signatur versehen, die laut Gesetz auch als originale Unterschrift anerkannt ist und darüber hinaus den Nachweis liefert, dass die Datei zum angegebenen Zeitpunkt vorlag. Ihre Echtheit ist dadurch mathematisch belegbar und für die Provenienzforschung ein Segen. Das Recht auf Wiederverkauf ist exklusiv. Der Eigentümer der Nutzungsrechte wird in einer dezentralen Blockchain registriert. Die Rechte der Arbeit werden durch eine Blockchain Transaktion zugeteilt. Jedoch solltest Du darauf achten, dass Deine NFTs durch einen korrekt programmierten Smart Contract erstellt wurden. Auf OpenSea lässt sich das beispielsweise durch den blauen Haken verifizieren.
Digitale Kunstwerke werden dadurch zum Sammler- und Handelsobjekt ohne sie zu materialisieren. Kauf und Transaktion finden zeitgleich statt.
BLOCKCHAIN
Eine Blockchain ist eine dezentrale, öffentliche Datenbank. Sie funktioniert wie die endlosen Glieder einer Kette, indem Transaktionen in chronologischer Reihenfolge auf Blöcken von Datensätzen hinzugefügt werden können. Zudem sorgen kryptografische Mechanismen wie Hashtagfunktionen oder digitale Signaturen dafür, dass einmal in die Blockchain aufgenommene Daten praktisch nicht mehr verändert werden können. Transaktionen werden dadurch lückenlos und fälschungssicher dokumentiert.
WALLETS
Für den Transfer der NFTs werden digitale Geldbörsen benötigt. Ein Wallet besteht immer aus einem Private- und einem Public-Key. Der Public-Key besteht aus einer Reihe von Zahlen und Buchstaben, die wie eine Kontonummer funktionieren und den Zahlungstransfer ermöglichen. Der Private-Key besteht aus einem geheimen Signaturschlüssel, den ein Zufallsgenerator jedem Wallet zuordnet. Er ist der PIN für Dein Konto und darf niemals verloren gehen (Millionen von Bitcoins gingen dadurch verloren, weil Inhaber den Signaturschlüssel verlegt oder vergessen haben). Guthaben wird als Computercode von einem Teilnehmer zum anderen übertragen. Die Transaktionen sind kryptografisch signiert und auf einer Blockchain dokumentiert. Die Verifizierung jeder getätigten Transaktion erfolgt durch Rechner. Überwacht werden die Transaktionen durch sogenannten Miner (Computer, die komplexe Algorithmen lösen), die auch berechtigt sind, neue Blöcke innerhalb einer Blockchain zu bilden. Bekannte Wallets sind beispielsweise MetaMask, Coinbase Wallet, Trust Wallet, etc…
SICHERHEIT & HACKING
Die Blockchain ist nur so sicher wie die Plattform, die dahinter steckt. So gab es beispielsweise Berichte über gehackte Accounts, gestohlene NFTs und Missbrauch von Kreditkarten auf der Nifty Gateway Plattform (news). Auch Nutzer der größten Plattform OpenSea (inklusive meiner selbst) wurden Ziel eines ausgeklügelten Phishing-Angriffs, der auf den Diebstahl von NFT und Kryptowährung abzielte (news). Dabei fielen User auf einen gefälschten Support Service herein. Ich selbst habe NFTs und Ether verloren. Das ist extrem ärgerlich, aber auch ein Lernprozess.
Vieles im Bereich des NFT Marktes steckt noch in den Kinderschuhen. Eine rechtliche Grundlage für Tokens fehlt bis heute. Die Blockchain ist dezentral. Einen Ansprechpartner gibt es lediglich über die Plattformen, aber auch das ist nicht garantiert. Eine Antwort von MetaMask und OpenSea in Bezug meines gehackten Accounts steht bis heute aus. Aktuell klagt ein Sammler gegen Nifty Gateway, nachdem die Vertragsbedingungen für den Ankauf einer Beeple Arbeit nachträglich geändert wurden (news).
Bleibt sich an die Regeln zu halten:
- Verliere niemals den Sicherheitsschlüssel zu Deinem Wallet, den Du im Idealfall nur analog aufbewahrst
- Bilde extrem starke Passwörter in Deinen Wallets
- Bewahre keine großen Summen in Deinen PC und Smartphone Wallets auf
- Versuche in Deinen Plattform-Accounts keine Spuren zu Deiner echten Person zu hinterlassen. Verwende im Idealfall eigene Emails und halte Dich möglichst anonym
- Meist sind es gefakte Emails, die Hackern Zugriff auf sensible Daten Deines Rechners ermöglichen.
SCHLUSSSATZ
NFTs ermöglichen uns, digitalen und realen Vermögensanlagen einen Wert beizumessen und fälschungssicher zu handeln.
Ich denke NFTs, die Welt der Blockchain und den damit verbundenen Möglichkeiten bedeuten die größte Transformation, die wir je erlebt haben und die sämtliche Geschäftsbereiche verändern wird.