Quo vadis NFT?
NFTs
Über das neue Phänomen der drei Buchstaben NFT und die symbiotische Beziehung einer digitalen Datei zu einer Blockchain wurde im Jahr 2021 vielfältig diskutiert. Für viele ungreifbar ist, das ein NFT nicht spezifiziert werden, sondern alles sein kann, was immateriell oder physisch existiert: ein Bild, ein Turnschuh, Mode, Gedanken, Immobilien, Autos, Uhren, Momente, Domains, Videos, Musik, Liebesgeschichten, usw.
Sehr erfolgreich haben sich Avatar-Projekte wie CryptoPunks, Bored Apes oder CloneX herausgestellt. Durch die Wiedererkennbarkeit dieser seriellen Avatare, die auf Grundlage eines in individuelle Charakteristika abgewandelten Grundmotivs entstehen, gelingt eine suchtartige Identifikation mit dem jeweiligen Projekt und zugleich bildgebende Orientierung innerhalb der unendlichen Angebote im NFT Raum.
Neben Avataren ist der Loop eine viel konsumierter NFT-Kreation. Idealerweise zwischen 15 und 30 Sekunden lang gibt der Loop ein unendliches Bild einer visuellen Vorstellung. Loops werden auf fast allen NFT Plattformen mit großer Beliebtheit gedropt, auktioniert und gehandelt.
Die weit verbreitete Farbgebung von NFTs entspricht die der CyperPunk Welten: lila, rosa oder metallic blau beherrschen die Themen rund um Cyborg, ScienceFiction oder Anime.
Einen vollkommen neuen Bildausdruck gibt es nicht, sondern nur Visualisierungen, die auf alte Welten referieren. Aber wie sollte dies auch anders sein in einer Zeit, in der die Kunst scheinbar alles vorstellbare durchspielt hat, sich mit konzeptionellen, abstrakten, minimalistischen, futuristischen, performativen bis hin zu immateriellen Werken ausgetobt hat. Wirklich neuartig ist das Phänomen NFT hinsichtlich seiner Definition über das Medium, das zur Software geworden ist und so unendliche viele Anwendungsmöglichkeiten reflektiert, inklusive einem Peer-to-Peer Netzwerk, das Produzent und Konsument in direkten Austausch bringt.
NFTs sind das Resultat einer rasanten Entwicklung digitaler Werkzeuge im Zeitalter der Pandamie, ihre Verknüpfung mit einer Blockchain führt zu einer Dezentralisierung von Kulturgütern, ihr Erfolg resultiert aus der kollektiven Selbstdarstellung der Social Media Netzkultur.
COMMUNITY
Ein NFT erfordert Akteure und diese Akteure sind in eine Kultur der Bild- und Informationsüberflutung hinein sozialisiert, extrem zukunftsorientiert und technologiebegeistert.
Sie interagieren in Communities, spezifische Interaktionsmuster sind der Austausch und die Repräsentation der gesammelten Assets bevorzugt auf Twitter, meist mit hinterlegten Kurztexten, hervorgehoben durch Emojis. Das aktive Zusammenwirken der Akteure auf Grundlage eines dezentralen Systems, das Transparenz garantiert, Nichteigentümer von Eigentümern unterscheiden, und jeglichen Irrtum entlarvt, führt zu einem neuen Verhältnis zwischen Bild und Rezipient. Bilder werden nicht mehr im Dialog mit sich selbst konsumiert, sondern dienen dem Zweck des Dialogs mit der Welt, dem Kosmos und dem in Zeit und Raum uneingeschränktem Metaverse. Bilder werden folglich im kollektiv rezipiert. Ihre Eigentümer sind dem Druck oder Spaß der ständigen Vervielfältigung und Kommunikation auf sozialen Netzwerken ausgesetzt, durch die spontane, neue Beziehungen entstehen und wiederum vielfältige Reaktionen auslösen. NFTs lassen sich also nicht auf ein neues Medium von Kunst reduzieren, sondern müssen im Zusammenhang mit diversen Praktiken verstanden werden, die im performativen Verhältnis zueinander stehen. Indem alle Internet-User die in den sozialen Medien repräsentierten NFTs liken, teilen und kommentierten können entsteht ein Kollektiv unter Gleichgesinnten, kommt es zu einem viralen Zirkulationsprozess von NFT-Projekten, was wiederum Nährboden für neue Ideen und Konzepte schafft.
Die Kultur der NFTs scheint derzeit noch sehr spielerisch, wird sich aber wie jede Kultur im Verlauf der Zeit über die Adaption neuer Gewohnheitsmuster institutionell verankern. Institutionen gibt es bereits auch im Metaverse.
METAVERSE
Das Metaverse ist der zukünftige Raum für Kommunikation und Konsum, eine virtuelle Welt, die durch Virtual Reality und Augmented Reality geprägt ist und unabhängig vom einem einzelnen User existiert. Das Metaverse ist ein Ort, der über traditionelle Vorstellungen von Raum hinaus geht. Es kann dauerhaft betreten und verlassen werden, ohne Zeitbeschränkung, sein Ausmaß ist unendlich, so auch die Möglichkeiten. Das Metaverse ist ein neuer sozialer Ort, aber auch zukünftige Umgebung digitaler Ökonomie, indem Land, Häuser, Autos, Uhren, Schuhe und auch Kunst in das Eigentum der User übergehen. NFTs sind innerhalb kürzester Zeit zum Statussymbol einer digital native Crypto-Community geworden. Einige Marken wie Adidas, Nike oder Gucci haben dies erkannt und verlagern ihre Brands mit neuen Konzepten ins Metaverse. NFTs und die Tokenisierung regeln Urheber- und Besitzrechte, so dass sich darauf neue digitale Geschäftsmodelle abbilden lassen – ohne den in der traditionellen Welt benötigten Vermittler. Im Metaverse werden neue Berufe, neue Möglichkeiten, neue Wertschöpfungssysteme entstehen. Gefragt ist derzeit vor allem die creator community.
Immaterieller Konsum klingt noch utopisch, wird jedoch bald Wirklichkeit. Im Vorteil werden diejenigen sein, die bereits heute schon in digitale Assets und Kryptowährungen investieren und sich somit Kapital für die Zukunft aufbauen. Vieles steckt noch in den Kinderschuhen. Rechtliche Fragen sind größtenteils noch unbeantwortet. Einen neuen digitalen Kapitalismus gilt es zu vermeiden. Der einseitige Profit von großen Firmen, die mit unsere Daten handeln, darf unter keinen Umständen ins Web 3.0 übergehen. In jedem Fall wird ein Umdenken der bisherigen gesellschaftlichen Verhältnisse nötig sein.